Justus-Grosse-Charity-Trophy

Ein Golfturnier mit Folgen für Bremen
Haus der Athleten könnte nach Spenden in Höhe von 600 000 Euro und einer Senatszusage bald Realität werden

 

Bremen. Tagsüber hatte sich Holger Löwe zurückgehalten. Golf sei nicht sein Sport, sagte er. Tennis sei sein Sport, seit 20 Jahren bei der TG Uesen 76 vor den Toren Bremens. Vielleicht ist Golf ja nur: noch nicht sein Sport. Wer weiß? Auf jeden Fall war Holger Löwe nicht dabei, als sich am Freitagmorgen um 9 Uhr die 96 Hobbygolfer in Garlstedt zur 2. Justus-­Grosse-Charity-Trophy trafen. Bei idealen äußeren Bedingungen spielten die nicht durchweg prominenten, aber in jedem Falle ausnahmslos namhaften Amateursportler ihre 18 Bahnen auf dem bestens vorbereiteten Platz des Clubs zur Vahr. Was die Akteure einte: Egal ob in der Wirtschaft oder im Sport – sie waren oder sie sind erfolgreich.

Abends, beim Gala-Abend dieser Wohltätigkeitsveranstaltung im Atlantic Grand Hotel in der Bredenstraße, schlägt jedoch die Stunde von Holger Löwe. Zwischen Vorspeise und Hauptgericht bestätigt er, was Moderator Jörg Wontorra via Mikrofon da gerade verkündet hat: Der 57-Jährige wird der Sportstiftung Bremen eine halbe Million Euro zur Verfügung stellen, damit die sich nachhaltig an einer Immobilie in der Bürgermeister-­Smidt-Straße beteiligen kann. Sie soll sich, so Löwes Wunsch, also einkaufen und nicht nur einmieten. Ungläubiges Staunen, hier und da ein Raunen an den zwölf großen, runden und voll besetzten Tischen im Goldenen Saal des Hotels. Dann erheben sich die Gäste: Standing Ovations für Holger Löwe, ein Moment voller Emotionen.

„Ich habe so etwas noch nicht erlebt“, sagt Sportsenatorin Anja Stahmann, die ein paar Augenblicke zuvor von Wontorra ins Gebet genommen worden ist. Seine Botschaft an die Politikerin: Bremen muss sich einbringen. Die Beiden kennen sich gut, da darf sich der Moderator ein paar launige Worte erlauben. Und ja, die Senatorin bestätigt jetzt noch mal, was sie morgens in Garlstedt vor dem Golfturnier schon verkündet hat: Ihre Behörde wird für die pädagogische Betreuung der Bewohner des Hauses der Athleten jährlich 50 000 Euro zur Verfügung stellen. Das werde wohl nicht reichen, um die Betreuung voll zu finanzieren, vermutet Peter Gagelmann. Der Vorstandsvorsitzende der Sportstiftung glaubt, dass – je nach dem, wie der Betreuungsschlüssel fürs Haus der Athleten am Ende aussehe – bis zu 200 000 Euro nötig sein könnten.

Doch die frohen Botschaften wollen vor dem Hauptgang kein Ende nehmen. Joachim Linnemann, Geschäftsführer des Turnier-Namensgebers Justus Grosse, präsentiert den Gästen einen riesigen Scheck, ausgestellt über 44 200 Euro. Das sei die Summe, die über den Tag an Spenden zusammen gekommen sei. Und rundet sie dann auf 50 000 Euro auf. Weil die runden Summen im Saal gerade Hochkonjunktur haben, lässt sich auch Jörg Wontorra nicht lumpen. Aus seiner Hansestiftung kann er der Sportstiftung 30 000 Euro zukommen lassen, dazu 20 000 Euro aus dem Erlös seiner Geburtstagsparty vor einigen Monaten mit seiner Tochter – Jörg wurde 70, Laura 30 –: Macht noch mal 50 000 Euro fürs Haus der Athleten. „Jetzt kommt die Hauptspeise“, sagt Wontorra zum Ende der Zahlenspielchen, nach denen einigen Gästen vor dem Essen schwindelig geworden sein könnte.

In besagtem Gebäude, in das das viele Geld fließen soll und das nahe dem Zentrum Bremens und nur ein paar Fußminuten entfernt vom Hauptbahnhof liegt, möchte die Sportstiftung ihre Idee vom Haus der Athleten verwirklichen. Wenn klappt, was geplant ist – und daran dürften seit Freitag keine Zweifel mehr bestehen –, würde sie bremischen Sportlern zwar kein Haus, dafür aber Appartements auf einer ganzen Etage zum Wohnen bieten. „Wir hoffen, dass es zum zweiten Schulhalbjahr 2020 in Betrieb geht“, hatte Lars Figura, ebenfalls Vorstand der Sportstiftung, vor der Gala gesagt. Ziel sei, acht Wohneinheiten zu realisieren. Erst einmal.

Lars Figura ist entscheidend beteiligt daran, dass Holger Löwe als Großsponsor auftritt. Der Jurist berät den Immobilienkaufmann seit Langem. Als der 57-Jährige Bereitschaft zeigte, für ein Projekt spenden zu wollen, fiel die Wahl nach einigen Gesprächen auf das Haus der Athleten. „Sport ist eine gute Sache“, sagt Löwe, als Wontorra ihn nach dem Warum fragt. Was treibt einen erfolgreichen Unternehmer noch, wenn er so viel Geld locker macht? „Ich hänge an Bremen, ich bin hier geboren“, sagt er. In dieser Stadt habe er echtes hanseatisches Geschäftsleben kennengelernt.

Mit Unternehmertum ist Holger Löwe groß geworden. Seine Eltern hatten einen Betrieb für Autohandel. „Mit sechs Jahren bin ich meinen ersten Kadett gefahren“, sagt Löwe im Vier-Augen-Gespräch – und lacht. Auf dem Hof der Familie habe er die ersten Runden mit dem Auto gedreht, nicht auf Bremens Straßen. Die Firma der Eltern expandierte, Ende der 1990er-Jahre stieg sie ins Immobiliengeschäft ein. Da waren die Eltern immer noch und inzwischen auch der Sohn dabei. „Ab 2012 hat unser Unternehmen vom boomenden Immobilienmarkt profitiert“, sagt Löwe ganz offen. Ganz offensichtlich möchte er nun Andere von seinem Erfolg profitieren lassen – öffentlich verkündet an einem besonderen Tag.

Neue Sieger in Garlstedt

Im Vorjahr, bei der 1. Justus-Grosse-Charity-Trophy in Garlstedt, hatten sich Werder Bremens Ex-Fußballprofi Uli Borowka und sein Partner Wieland Rahn an die Spitze des Teilnehmerfeldes gesetzt. Bei der 2. Auflage des Turniers reichte es für den Titelverteidiger nicht. Mit Matthias Meyer vom Oldenburgischen GC und Fred Buchholz vom GC Worpswede gab es am Freitag auf der Anlage des Clubs zur Vahr ein neues Siegerpaar, das die Bruttowertung (nach Stableford) mit 38 Punkten gewann. 96 Teilnehmer waren der Einladung der beiden Organisatoren Peter Gagelmann (Sportstiftung Bremen) und Jörg Wontorra (Hansestiftung) gefolgt. Ein Gala-Abend im Atlantic Grand Hotel in Bremen rundete einen gelungenen Tag ab.